Ein Sonnenschimmer hat sich auf den Baum vor meinem Fenster gelegt; die Blätter fallen nach und nach ab. Stellenweise werden sie gelb. Und doch muss ich immer wieder an unseren letzten Sommer denken. Der Sommer, nach dem kein Weiterer für mich sein kann. Seitdem du weg bist, fühlt sich alles in mir nach Winter an. Ich schreibe diese Zeilen, weil ich mich an unsere letzte Reise erinnere. Weißt du noch? Du hattest deine viel zu große Mütze auf; dein Gürtel war auf der Fahrt kaputt gegangen. Wir waren viel zu spät dran, die Hochzeit sollte in ein paar Stunden losgehen. In Windeseile sind wir über die Autobahn gerast, wir haben das Benzin bis zum letzten Tropfen ausgenutzt, weil wir keine Zeit mehr zum Nachtanken hatten. Alle saßen bereits in ihren Reihen, einige flüsterten bei unserer Ankunft. Aber du nahmst deinen Mut zusammen, hast dich aufgerichtet – die Hose hieltest du mit der einen Hand aufrecht und mit der anderen zogst du mich hinter dir her – und bedanktest dich bei den Gästen für ihre Geduld. Ihr Klatschen klingt noch heute in meinen Ohren. Das war unser Tag. Dein Ring glitzert in der stillsten Nacht; der Sonnenschimmer ist fast fort. Ich hoffe jeden Tag, dass du wiederkommst. Wir werden die Blätter zählen, die vom Baum auf uns nieder regnen. So lange bleibt es in meinem Herzen ein dunkler Winter. Bis der nächste Sommer in meinem Kopf beginnt.